Partizipation durch Vielfalt

Unsere Methoden

Das Modell „Kooperative Prozessgestaltung“ bildet eine Denk und Handlungsstruktur für Professionelle. Die Aufgabe der Professionellen ist gemäß Hochuli Freund/Stotz neben dem Klienten ein emotionales Beziehungsangebot zu bereiten auch den Unterstützungsprozess zu strukturieren.

Um Prozesse des professionellen Handelns fassen und strukturieren zu können, werden in der Sozialen Arbeit sogenannte Phasen- oder Prozessmodelle verwendet. Kooperative Prozessgestaltung (Modell Hochuli-Freund/Stotz) bezeichnet Prozesse, die intra- sowie interprofessionell als auch gemeinsam mit Klient oder Gruppe von Klienten definierte Ziele plant, umsetzt und auswertet und kann als Gerüst der Methodik angesehen werden. Gleichzeitig stellt sie eine Antwort auf Strukturmerkmale der Sozialen Arbeit der Nichtstandardisierbarkeit des professionellen Handelns dar. Es besteht aus sieben Prozessschritten und zwei Kooperationsebenen nämlich Klienten und Fachebenen. Zu betonen ist, dass die Situationserfassung, Analyse, Diagnose und Evaluation zur analytischen Phase zählen und Ziele, Interventionsplanung sowie -durchführung der Handlungsphase zugeordnet werden (vgl. Hochuli Freund / Stotz 2011:135).

Ziel ist die Prüfung der gewählten Methoden, Handlungsansätzen und Aufgaben in Bezug auf den Fall, ob das Vorgehen angemessen ist oder abgeändert werden muss. Das Prozessmodell ermöglicht die Strukturierung und Organisation der Zusammenarbeit auf der Fachebene, das systematische Vorgehen schafft Transparenz und somit Handlungsfähigkeit. Es unterstützt auch die Koordination und befördert somit eine Übersicht über den Fall und das intra- und interprofessionelle Handeln (vgl. ebd.:136).

 Warum arbeiten wir systemisch- ressourcen- und lösungsorientiert? 

Gemäss Systemischer Sichtweise ist kein Problem nur persönlich bedingt. Sondern es hat seine Ursache sowie Folge im Familien- und Beziehungssystem. Das Tun des einen bewirkt das Tun der anderen. Die Fülle unterschiedlicher Probleme und Hilfen in der sozialen Beratung erlauben  aber keine ausschliessliche Orientierung an einem Verfahren. Damit die Professionellen eine effiziente Hilfe leisten können, müssen sie das Wichtigste aus verschiedenen Konzepten kennen, diese in ethischer, praktischer und pragmatischer Hinsicht miteinander integrieren und auf die jeweiligen Bedürfnisse der Klienten anwenden können (vgl. Widulle 2013:10).

Das systemische Paradigma erweist sich als hilfreich für die Kooperation mit Familien. Eine systemische Arbeitsweise ermöglicht, eine förderliche Haltung gegenüber Kooperationspartnern einzunehmen, die geprägt ist durch Neutralität gegenüber den Personen, den Ideen und Problemen (vgl. Cechin, Lane u, Wendel 1993, zit. nach Conen 2004: 177). „Neugier und Respekt sowie eine Ressourcenorientierung. Gleichzeitig bietet die systemische Theorie“ Handwerkzeug“ für die Gestaltung der Beziehungen zu anderen“ (Schlippe u. Schweitzer 1996, zit. nach Conen 2004:177).

Wegen der sozialen und psychischen Auffälligkeiten der sozial benachteiligten Familien entsteht sowohl bei Familien als auch bei den Professionellen schnell die Neigung, eher auf die Probleme und Schwierigkeiten zu achten, als auf die Fähigkeiten der einzelnen Familienmitglieder (zitiert nach Conen, 1996).  Dem zu Folge haben Hilfsmassnahmen und rechtliche Ansprüche auf Hilfestellungen generell ihre Basis in einer Betrachtung, die sich an Defiziten sowie sozialen und psychischen Behinderungen der Klienten orientiert. Sie begründen meistens ausgleichende Hilfestellungen. Dabei bleiben die problemaufrechterhaltenden Interaktions- und Kommunikationsmuster jedoch unverändert (Conen, 1996).

Wir haben uns für lösungsorientierten Ansatz entschieden, weil die Haltung und die Grundannahmen dieses Ansatzes uns und der Familie zu einem Perspektivenwechsel ins Positive verhelfen. Sie ermöglichen ihnen, sich neben den vielen Belastungen auf die immer auch vorhandenen Ressourcen einzulassen. Die Grundannahmen, wie Wertschätzung und die Haltung des Nichtwissens fördern zudem die Kooperation, indem sie eine Vertrauensbasis schaffen und den Familien das Gefühl geben, kompetent zu sein. Nur durch die Erweiterung der Ressourcen können funktionierende Veränderungen erzielt werden. Für uns bedeutet dies einerseits, auf kleinste Aspekte von Fähigkeiten und Kompetenzen zu achten und andererseits, Probleme und Verhaltensweisen in Beziehung zum jeweiligen Hintergrund und den Erfahrungen der Familienmitglieder zu sehen und daran zu arbeiten, damit ein sozial integriertes Leben der einzelnen Familienmitglieder gewährleistet wird.

Nur durch die Erweiterung der Ressourcen können funktionierende Veränderungen erzielt werden. Für die Professionellen bedeutet dies einerseits, auf kleinste Aspekte von Fähigkeiten und Kompetenzen zu achten und andererseits Probleme und Verhaltensweisen in Beziehung zum jeweiligen Hintergrund und den Erfahrungen der Familienmitglieder zu sehen und daran zu arbeiten, damit ein sozial integriertes Leben der einzelnen Familienmitglieder gewährleistet wird (Conen, 1996).

Systemisch-lösungsorientierter Ansatz

Der lösungsorientierte Ansatz basiert auf der lösungsorientierten Kurzzeittherapie, die von Steve de Shazer und seiner Frau Insoo Kim Berg entwickelt wurde. Er gehört zu der Gruppe der systemischen Ansätze und ist unter anderem vom Konstruktivismus, der Kybernetik und Zirkularität beeinflusst. Es liegt ihm ein humanistisches Menschenbild zugrunde, in dem der Mensch als aktiver Gestalter seines Lebens gilt. Jedes Individuum verfügt über Ressourcen, mit denen es sich selbst verwirklichen und Lösungen finden kann. Das Problem ist folglich, dass die Ratsuchenden ihre verfügbaren Fähigkeiten nicht wahrnehmen und deswegen das Gefühl haben, keinen Ausweg zu finden. In der Beratung liegt das Ziel darin, einen Prozess in Gang zu bringen, in dem der Klient selbst eigene Lösungs- und Verhaltensstrategien respektive seine Fähigkeiten erkennt. Die Beratenden sollen den Ratsuchenden bei der Ressourcenfindung unterstützen. Durch diese Haltung kann sich die gesamte Wahrnehmung mit all ihren Emotionen, Reaktionen sowie Interventionen verändern. Dieser Wandel ist grundsätzlich positiv, da das Problem nun von einer anderen Perspektive beziehungsweise als bewältigbare Herausforderung betrachtet wird. Die daraus resultierende Motivation für Veränderungen kann den Ratsuchenden helfen sich weiterzuentwickeln, neue Lösungsmethoden zu integrieren und selbstwirksamer zu werden.

Die Grundannahmen

Sie beinhalten eine bestimmte Haltung sowie kommunikative Fähigkeiten und dienen uns als Fundament. Hilfreich für die Familienarbeit sind u.a.:

  • Kein Mensch handelt aus Bosheit destruktiv.Jeder macht von sich aus gesehen das Bestmögliche. Er handelt so, weil er im Moment nicht anders handeln kann, weil ihm vielleicht nichts Besseres einfällt. Jedes Verhalten ist immer ein Lösungsversuch, manchmal mit negativen Auswirkungen.
  • Familienmitglieder wollen immer das Beste auch für andere machen.Beispielweise wollen Eltern gute Erzieher ihrer Kinder sein, den Kindern soll es gut gehen und Kinder machen alles, um dazu zu gehören, sie wollen lernen, sie wollen keinen Unfug treiben, aber manchmal kommt ihnen nichts Besseres in den Sinn.
  • Probleme sind Herausforderungen, die jeder Mensch auf seine persönliche Art zu bewältigen sucht.Herausforderung, weil Eltern hart arbeiten müssen, um ihre Verhaltensweisen neu anzupassen, damit sie in Richtung ihrer Ziele vorankommen.
  • Probleme sind momentane Lösungsstrategien, die veränderbar sind. 

Die Methoden 

Der positive Fokus: Richtet die beratend-begleitende Person den Fokus auf die positiven Eigenschaften und Ressourcen der Familienmitglieder, bedeutet dies, ihnen mit einer respektvollen, würdigenden und zukunftsorientierten Grundhaltung und Sprache zu begegnen. Eine Defizitorientierung, in welcher nur Probleme und negative Erfahrungen besprochen werden, soll vermieden werden. Negative Äusserungen können ins Positive umgedeutet werden. Gemeinsam suchen die Professionelle und der Klient nach Stärken, Fähigkeiten und bisher gut gemachten Erfahrungen.

Menschen verfügen über Ressourcen: Wenn eine Person das Gefühl hat, ein Problem zu haben, so geht der lösungsorientierte Ansatz davon aus, dass sie für die Lösungsfindung auf zahlreiche, vielfältige Ressourcen zurückgreifen kann. Ressourcen können personell sein, also eigene Kompetenzen, Moralvorstellungen und Interessen beinhalten. Sie können sich aber auch aus Interaktionen mit der Umwelt entwickeln. Dazu gehören unter anderem Gruppenzugehörigkeiten, soziale Position und emotionale Zuneigung. Der Grundgedanke des Ansatzes liegt darin, dass jeder Mensch befähigt ist, die Ressourcen für die Bewältigung seiner Herausforderungen zu aktivieren.

Kooperieren ist unvermeidlich: Der lösungsorientierte Ansatz nimmt an, dass es verschiedene Kooperationsformen gibt. Unkooperatives Verhalten existiert im eigentlichen Sinne nicht. Widerspenstiges Verhalten ist demzufolge auch eine Kooperationsform und resultiert aus der Sicht der Klientel auf die momentane Situation. Jeder Mensch versucht immer so zu handeln, wie es für ihn am besten ist. Dieses Wissen animiert den Professionellen, sich mit der Sichtweise und der Wahrnehmung des Klienten auseinander zu setzen und diese zu akzeptieren. Darauf aufbauend kann versucht werden, eine für beide angenehme Kooperationsform zu finden.